Jetzt bloĂ nicht ausrutschen! Wer sich Schritt fĂŒr Schritt ĂŒber Glatteis tastet, hat allein diesen Gedanken im Kopf. Aus gutem Grund, denn das Risiko fĂŒr schwere StĂŒrze ist groĂ.Â
Zu den typischen Folgen solcher Glatteis-UnfĂ€lle zĂ€hlen unter anderem BrĂŒche des Handgelenks, Sprunggelenks oder des Oberschenkelhalses, wie Prof. Ulrich Stöckle erklĂ€rt. Er ist stellvertretender PrĂ€sident der Deutschen Gesellschaft fĂŒr OrthopĂ€die und Unfallchirurgie (DGOU). Immerhin: Es gibt ein paar Tricks, mit denen wir bei Glatteis zu FuĂ sicherer unterwegs sind.Â
Tipp 1: HĂ€nde aus den Jackentaschen!Â
Ungebremst mit dem Kopf auf den Boden? Das ist mit das Schlimmste, was bei einem Sturz passieren kann. Denn: «Wenn ich durch den Sturz auf den Kopf ein SchĂ€del-Hirn-Trauma erleide, kann das auch lebensgefĂ€hrlich sein, wenn es zu inneren Blutungen kommt», warnt Ulrich Stöckle. Besonders hoch ist das Risiko fĂŒr Ă€ltere Menschen, die hĂ€ufig aufgrund von Herzerkrankungen BlutverdĂŒnner einnehmen.Â
Ein einfacher Trick, um das Risiko zu senken: die HĂ€nde nicht in den kuscheligen Jackentaschen vergraben. Auch wenn die an frostigen Tagen einladend sind.
Haben wir nĂ€mlich die HĂ€nde frei, können wir uns im Falle eines Sturzes darauf abfangen, ein Teil der sogenannten Sturzenergie wird also auf diesem Wege abgeleitet. «Und ein Handgelenksbruch ist immer noch leichter zu behandeln als ein SchĂ€del-Hirn-Trauma», so Stöckle.Â
Ăbrigens: Wer stĂŒrzt, sollte versuchen, den Körper bewusst zu entspannen, rĂ€t die DGOU. So verteilt sich die Sturzenergie insgesamt auf eine gröĂere FlĂ€che - auch das schĂŒtzt empfindliche Bereiche wie den Kopf.Â
Tipp 2: Den Pinguin als Vorbild nehmenÂ
Warum nicht lernen von jemandem, der routiniert auf glatten UntergrĂŒnden unterwegs ist - dem Pinguin? Von ihm kann man sich der DGOU zufolge seinen Gang abgucken. HeiĂt konkret: Haben wir Glatteis unter unseren FĂŒĂen, richten wir den Körperschwerpunkt am besten ĂŒber dem vorderen, also dem auftretenden Bein aus.Â
Das gibt StabilitĂ€t und hat noch einen weiteren Vorteil: Wenn wir ausrutschen und stĂŒrzen, fallen wir eher nach vorn - optimal, um sich mit den HĂ€nden abzufangen oder seitlich abzurollen.Â
Ansonsten wichtig: langsam gehen und sich mit kleinen Schritten auf ganzer Sohle ĂŒber den Boden schieben - ganz wie das tierische Vorbild. Und natĂŒrlich: immer prĂŒfen, wo man zusĂ€tzlich Halt finden kann, «beim Treppensteigen also unbedingt das GelĂ€nder benutzen», rĂ€t Ulrich Stöckle.Â
Tipp 3: Schuhwerk wÀhlen, das Halt gibt
«Es sollten keine Ledersohlen sein, sondern Sohlen mit Profil, etwa aus Gummi - die geben zumindest etwas Halt», so Mediziner Stöckle. Wer im Job elegante Schuhe tragen muss, packt sie am besten ein und schlĂŒpft erst hinein, wenn er oder sie sicher am Arbeitsort angekommen ist. Ăbrigens gibt es sogenannte Schuh-Spikes, mit denen auch normales Schuhwerk wintertauglich wird, empfiehlt die DGOU.Â
Tipp 4: Hilfsmittel nachrĂŒstenÂ
Unterwegs mit KrĂŒcke oder Gehstock? Auch die rutschen auf glattem Untergrund gerne weg. Abhilfe schaffen sogenannte Eis-Pickel, die sich am Ende des Hilfsmittels befestigen lassen und fĂŒr mehr StabilitĂ€t sorgen, so die DGOU. Wenn man sie - etwa drinnen - nicht mehr braucht, kann man sie oft einfach hochklappen.Â
«Gerade im Alter sollte man sich aber ĂŒberlegen: Muss ich jetzt ĂŒberhaupt rausgehen oder kann ich abwarten, bis die Gehwege gestreut, der Schnee gerĂ€umt und alles etwas sicherer ist?», sagt Ulrich Stöckle.Â
Tipp 5: Erste-Hilfe-Regeln bei StĂŒrzen kennenÂ
GestĂŒrzt - und nun? «Meist merkt man selbst schnell, wenn etwas gebrochen ist», sagt Stöckle. Zum Beispiel, wenn das Handgelenk in grober Fehlstellung steht und AbstĂŒtzen darauf undenkbar ist. Dann sollte man den Notruf 112 wĂ€hlen.
Ersthelferinnen und Ersthelfer vor Ort sind nun Gold wert: Sie können helfen, indem sie betroffene Gelenk ruhigstellen, bis die Profis eintreffen. So lĂ€sst sich aus einem Stab oder Ast und einem Tuch bzw. Verbandsmaterial aus einem Auto-Verbandskasten eine behelfsmĂ€Ăige Schiene schaffen, wie Ulrich Stöckle erklĂ€rt.Â
Vorsicht: Wer eine Weile auf eiskaltem Untergrund sitzt oder liegt, kĂŒhlt schnell aus. «Davor schĂŒtzen eine Decke oder ein zusĂ€tzlicher Mantel», so der Experte.