Egal, wo im Körper sich ein bösartiger Tumor gebildet hat: Je frĂŒher er entdeckt wird, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Es gibt Krebsarten, denen wir selbst auf die Spur kommen können. DafĂŒr braucht es nur wenige Minuten einmal im Monat, zum Beispiel nach dem Duschen. Ein Ăberblick:
1. Hautkrebs entdecken mit der ABCDE-Regel
Die Zahl der HautkrebsfĂ€lle steigt in Deutschland: Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Jahr 2022 109.400 Menschen mit der Diagnose Hautkrebs im Krankenhaus stationĂ€r behandelt wurden. Das sind gut 75 Prozent mehr als im Jahr 2002. Ein wichtiger Risikofaktor fĂŒr Hautkrebs ist die UV-Strahlung der Sonne.
Auf welche HautverĂ€nderungen soll ich achten?Â
Wenn plötzlich Leberflecke entstehen oder sie sich verĂ€ndern, kann das auf Hautkrebs hindeuten. Um das einzuschĂ€tzen, hilft die ABCDE-Regel. Jeder Buchstabe steht fĂŒr ein Warnzeichen, dass sich Hautkrebs entwickelt haben könnte. Die Deutsche Krebsgesellschaft gibt einen Ăberblick:Â
- A wie Asymmetrie: Der - neue oder bestehende - Leberfleck hat eine ungleichmĂ€Ăige Form entwickelt.
- B wie Begrenzung: Der Rand des Leberfleckes ist gezackt, verwaschen, uneben oder rau.
- C wie Color (dt.: Farbe): Rosa, Grau, Braun, Schwarz: Es kommen mehrere Farben in einem Leberfleck zusammen.
- D wie Durchmesser: Der Leberfleck hat mehr als 5 Millimeter Durchmesser oder eine Halbkugelform.
- E wie Erhabenheit: Der Leberfleck ragt mehr als einen Millimeter ĂŒber das Hautniveau hinaus und/oder hat eine raue und schuppende OberflĂ€che.
Leberflecke an Armen oder Beinen springen uns schnell ins Auge. Doch sie können sich auch an versteckten Körperstellen befinden - zwischen den Fingern oder Zehen oder unter den FuĂsohlen, so die Krebsgesellschaft. Oder auch auf der Kopfhaut. Sinnvoll ist daher, einen Handspiegel zu Hilfe zu nehmen und vielleicht auch den Partner oder die Partnerin zu bitten: «Kannst du dir meinen RĂŒcken anschauen, ob dir da etwas auffĂ€llt?»
Mir ist etwas aufgefallen. Und nun?Â
Ihnen ist beim Selbstcheck etwas aufgefallen? Dann gilt: Keine Scheu und die VerĂ€nderung in der Hautarztpraxis checken lassen. Einige Praxen bieten extra Sprechstunden, um den Verdacht zeitnah abklĂ€ren zu lassen.Â
Gut zu wissen: Ab einem Alter von 35 Jahren haben gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebsscreening, das HautĂ€rzte, aber auch HausĂ€rzte mit entsprechender Weiterbildung durchfĂŒhren. Der Arzt oder die Ărztin sucht die Haut dabei systematisch nach AuffĂ€lligkeiten ab, die Untersuchung dauert rund 10 bis 20 Minuten.Â
2. Brustkrebs aufspĂŒren durch Anschauen und Abtasten
Brustkrebs ist die hĂ€ufigste Krebserkrankung bei Frauen. Eine von acht Frauen ist laut Zentrum fĂŒr Krebsregisterdaten im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Grund genug, den eigenen BrĂŒsten im Sinne der KrebsfrĂŒherkennung einmal im Monat etwas Aufmerksamkeit zu schenken. So geht's.Â
Worauf bei der Selbstuntersuchung achten?Â
Am besten sorgt man erst einmal fĂŒr gute LichtverhĂ€ltnisse. GynĂ€kologe Klaus Doubek vom Berufsverband der FrauenĂ€rzte (BVF) rĂ€t, die Brust zunĂ€chst aufmerksam im Spiegel anzuschauen. Haben sich Form oder GröĂe verĂ€ndert? Verformt sich eine Brust anders als die andere, wenn ich einen Arm hebe?Â
PrĂŒfen sollten Frauen auch, ob sich die Haut der Brust an einer Stelle nach innen zieht, ob sie irgendwo an das ĂuĂere einer Orange erinnert oder geschwollen ist. Auch gerötete oder schuppende Haut kann ein Anzeichen dafĂŒr sein, dass etwas nicht stimmt.Â
Beim Abtasten geht es vor allem um diese Frage: Bemerke ich neue oder ungewöhnliche VerhĂ€rtungen oder Knoten in der Brust? Auch die Achselhöhlen sollte man darauf checken. FĂ€llt Frauen beim Abtasten auf, dass eine Brust zieht, schmerzt oder anschwillt, kann auch das ein Warnzeichen sein. Das gilt ebenso fĂŒr den Fall, dass aus einer Brustwarze eine FlĂŒssigkeit - klar oder blutig - austritt.Â
Ihnen kommt etwas komisch vor? Dann gilt: rasch abklÀren lassen. Und vorher einmal ganz tief durchatmen: Nicht hinter jeder AuffÀlligkeit verbirgt sich direkt Krebs.
Wann ist der beste Zeitpunkt zum Abtasten?Â
Ăbrigens gibt es ein Zeitfenster im Monat, das sich zum Abtasten besonders gut eignet: Frauen, die eine Regelblutung haben, machen das am besten zwischen dem 3. und dem 7. Tag nach Einsetzen der Periode, lautet der Rat des BVF. Der Grund: In dieser Zeit ist das DrĂŒsengewebe in der Brust am weichsten, VerhĂ€rtungen fallen besser auf.Â
Frauen ohne Regelblutung, etwa nach der Menopause, nehmen sich am besten einen festen Tag im Monat vor. Wer sich eine Erinnerung im Handy einstellt, verbummelt den im besten Falle auch nicht. Disziplin zahlt sich aus: Mit der Zeit wird die eigene Brust immer vertrauter, VerĂ€nderungen fallen dann umso schneller auf.Â
Der Selbst-Check ersetzt allerdings nicht die FrĂŒherkennungsuntersuchungen in der Frauenarztpraxis, so der BVF. Frauen zwischen 50 und 75 Jahren können alle zwei Jahre zusĂ€tzlich am Mammografie-Screening zur FrĂŒherkennung von Brustkrebs teilnehmen.
3. Hodenkrebs aufspĂŒren durch Anschauen und Abtasten
Hodenkrebs ist eher selten, im Jahr 2022 bekamen nach Angaben des Zentrums fĂŒr Krebsregisterdaten rund 4.300 MĂ€nner diese Diagnose.Â
Ein Risikofaktor ist das Alter: So sind vor allem MĂ€nner zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Haben Vater oder Bruder bereits eine Hodenkrebs-Diagnose bekommen, ist das Risiko ebenfalls erhöht. «AuĂerdem haben MĂ€nner mit einem oder beiden Hoden im Bauchraum ein höheres Risiko, selbst nach operativer Behandlung», so Axel Merseburger, Direktor der Klinik fĂŒr Urologie des UniversitĂ€tsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH).Â
Die gute Nachricht: Ist der Krebs einmal entdeckt, lĂ€sst er sich in den meisten FĂ€llen heilen, so Merseburger.Â
Wie untersuche ich mich selbst?Â
Die Selbstuntersuchung fĂŒhren MĂ€nner idealerweise einmal im Monat durch, «vorzugsweise nach einer warmen Dusche oder einem Bad, da die Haut des Hodensacks dann entspannt ist», rĂ€t Axel Merseburger. Am besten stellt man sich dafĂŒr vor einen Spiegel und prĂŒft zunĂ€chst, ob Schwellungen oder HautverĂ€nderungen zu sehen sind.Â
Dann beginnt das Abtasten. «Nimm einen Hoden nach dem anderen zwischen Daumen und Zeigefinger beider HĂ€nde. Rolle den Hoden sanft, aber grĂŒndlich, um seine OberflĂ€che zu prĂŒfen», erklĂ€rt Merseburger. Ist er glatt und sind keine VerhĂ€rtungen zu spĂŒren, ist das ein gutes Zeichen.Â
Zur Selbstuntersuchung gehört auch, den Nebenhoden zu prĂŒfen. «Er ist weich und geschwungen und liegt oben und hinten am Hoden», beschreibt Merseburger, der auch Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Urologie (DGU) ist.Â
Welche AuffĂ€lligkeiten sollte ich abklĂ€ren lassen?Â
Beim Abtasten fallen Verdickungen oder VerhĂ€rtungen auf? Das sind AuffĂ€lligkeiten, die man zeitnah beim Urologen oder der Urologin abklĂ€ren lassen sollte. «Selbst kleine, erbsengroĂe Knoten sollten ernst genommen werden», so Axel Merseburger.Â
Auch wenn auf einer Seite der Hoden vergröĂert oder geschwollen ist, ist das eine AuffĂ€lligkeit, ebenso ein Ziehen oder SchweregefĂŒhl, «besonders wenn es lĂ€nger anhĂ€lt.» Auch wenn der Hoden sich ungewöhnlich hart oder weich anfĂŒhlt, sollten MĂ€nnern dem nachgehen.